Sonntag, 15. Januar 2017

Wirtschafts-Termite Schäuble

Wie es aussieht, wird Opa Wolfgang wohl noch weitere Jahre als deutscher Finanzminister alles dafür tun, um mit seiner ideologisch verengten nationalistischen Politik der Weltwirtschaft zu schaden.

Der Mann läßt sich dafür feiern einen Bundes-Etatüberschuss von gut sechs Milliarden Euro erwirtschaftet zu haben.
Diese will er getreu der grotesk falschen Metapher von der schwäbischen Hausfrau für den Schuldenabbau verwenden.

Ewiggestrige feiern ihn dafür als eisernen deutschen Sparkommissar; seine Beliebtheitswerte sind nach wie vor enorm.

Klingt alles ganz prima, ist aber völlig verkehrt.
Zunächst einmal ist es nicht die Folge kluger Schäuble-Politik, daß es diesen Überschuss von 6,2 Milliarden Euro gibt, sondern die Kehrseite der Massenenteignung deutscher Sparer.
Noch absurder sind die nicht verwendeten Mittel für die Flüchtlingen, die vielerorts nach wie vor in Turnhallen hausen müssen, kein Deutsch lernen können, jahrelang auf Ausbildungs- und Integrationskurse warten und zu Hunderttausenden noch nicht mal einen Antrag auf Asyl stellen konnten.
Statt daß der Bund diese Investition auch in die deutsche Zukunft endlich tätigt, wird Schäubles Geld gar nicht erst abgerufen.

[….] Während die Linken mit dem Geld Kinderarmut bekämpfen wollen, fordern die Grünen mehr Investitionen. Schäubles Koalitionspartner SPD sieht das auch so und ist bereits in Wahlkampf-Stimmung: "Mit seinem Tilgungs-Fetisch würgt Herr Schäuble dringend benötigte Investitionen in die Zukunft unseres Landes ab", kritisierte Generalsekretärin Katarina Barley. Marode Brücken, Straßen und Schulen müssten mit dem Geld saniert werden.
Schäubles Beamte konterten diese Forderung, indem sie auf ihre Zahlen zeigen. Danach sei für solche Sanierungen längst genug Geld da – es werde von Ländern und Kommunen nur nicht ausgegeben. "Die Mittel fließen nicht so ab, wie sie eingeplant waren", hieß es aus der Spitze des Finanzministeriums. "Es gelingt nicht, das Geld im Wortsinne auf die Straße zu bringen." Länder und Kommunen kämen mit den Planungen nicht schnell genug voran, Baufirmen hätten keine Kapazitäten. Von den 3,5 Milliarden Euro, die 2015 Jahr den Kommunen für Investitionen zur Verfügung standen, sei nur die Hälfte konkreten Projekten zugewiesen und nur 146 Millionen tatsächlich ausgegeben worden. "Wir müssen über Planungsprozesse reden", sagte der Spitzenmann aus dem Ministerium. [….]
(Hamburger Abendblatt, Philipp Neumann, 13.01.2017)

Hierbei handelt es sich um klassisches Regierungsversagen und nicht um eine bejubelungswürdige Tat des greisen Finanzministers.

In den absonderlichen Kapitalismus-kaputt-Zeiten von Negativzinsen steht eine Volkswirtschaft wie die Deutsche mit über zwei Billionen Euro Schulden auf einmal gut da.
Schäuble profitiert von den eigenen Schulden und läßt sich dafür lobpreisen keine dieser profitablen Schulden mehr zu tätigen.

Wer wie Angela Merkel auf das Bild der „schwäbischen Hausfrau“ verweist und meint im Sparen läge die Lösung aller Probleme, kennt die elementaren Zusammenhänge der Volkswirtschaft nicht.
Die Kanzlerin glaubt diesen Unsinn selbst nicht. Sie benutzt solche Erklärungsmodelle aber, um dem denkunwilligen BILD-Leser Hungerlöhne, Lohndumping und Sozialkürzungen schmackhaft zu machen.
Durch die extrem niedrigen Lohnstückkosten der größten Volkswirtschaft Europas, entsteht ein gewaltiger Wettbewerbsvorteil gegenüber den Nachbarländern.
Deutschland jagt ihnen knallhart Marktanteile ab, produziert immer mehr, kann immer mehr exportieren.

„Was dabei übersehen wird, es ist die Politik der deutschen Bundesregierung, die Europa immer tiefer in die Krise treibt - und das auch bei der Lohnpolitik. Niedriglöhne, Werkverträge, kein Mindestlohn, das alles verschärft die Krise im Euroland - und treibt jetzt auch Deutschlands Nachbarländer auf die Barrikaden. Wir haben uns mal umgesehen, rechts und links des Rheins.“
[….] Auch bei der Arbeitsbehörde der UN warnt man, dass Deutschlands Niedriglöhne die Krise in Europa verschärfen und sich Deutschland damit am Ende selbst schaden könnte.
Ekkehard Ernst, Int. Arbeitsbehörde der UN: „Wenn Deutschland weiterhin an seiner jetzigen Politik festhält und das Lohnwachstum nicht stärker und verstetigt wird, dann kann es durchaus passieren, dass eben diese Eurokrise zunimmt und bei einem Auseinanderbrechen der Eurozone die Arbeitslosigkeit auch in Deutschland sehr schnell und drastisch ansteigen wird.“
Arbeitsministerin von der Leyen sieht keinen Grund zur Sorge. Die Lohn- und Arbeitsmarktpolitik in Deutschland sei immer angemessen gewesen.



Unglücklicherweise sind offenbar die meisten Wähler unfähig zu begreifen was Merkel und Rösler und Schäuble in Europa tun. 
Hartnäckig glaubt die Mehrheit, daß Deutschland der Zahlmeister der EU sei und mit Steuerzahlermilliarden den Schlendrian-Ländern im Süden helfe.
Bisher geht es aber nur um Bürgschaften. 
Es verhält sich also genau umgekehrt – Deutschland verdient reichlich an der Krise, weil die ausgepressten perspektivlosen Spanier und Griechen an deutsche Banken zahlen. Währenddessen können sich deutsche Finanzminister daran erfreuen schon über 60 Milliarden Euro Zinsen eingespart zu haben, weil die Finanzmärkte ihnen „Negativzinsen“ gewähren und dafür lieber Italien und Zypern auspressen. 
Dabei ist die Deutsche Staatsverschuldung prozentual höher ist als die Spanische.
Gerecht ist anders.
Merkel ist reichlich unbeliebt in Europa, weil sie den anderen Ländern die Austeritätsdaumenquetsche anlegt, die sie zu Hause keinesfalls haben wollte. 
In Deutschland warf sie stattdessen mit Geld um sich, nahm reichlich neue Schulden auf, schuf Konjunkturpakete.

Sie haben die Schulden – wir den Profit.
Die verschwenderischen Südeuropäer gefährden unseren Wohlstand? Von wegen – ihnen haben wir Deutschen den Reichtum zu verdanken.

Ich verstehe, daß südeuropäische Länder, die deutsche Waren importieren müssen - mit geliehenem Geld, für das sie horrende Zinsen an Frankfurter Banken zahlen  - und ihre Produktionen nach Deutschland exportieren, anfangen Deutschland und Frau Merkel zu hassen.
Wachstum, das Lieblingswort der K.O.alitionären, wird in Wahrheit durch die Schulden der anderen generiert. 
So ist es und so war es schon seit Tausenden Jahren. 
Schulden sind gewissermaßen was Gutes - insbesondere, wenn sie von jemand anders gemacht werden.
Und diese Schulden machen die Südeuropäer, um Deutschland die billig produzierten Waren abzukaufen. (……)

Der Schwabe Schäuble denkt, wenn er nur genügend einspare, wäre sein Job gemacht. Er denkt dabei aber nicht weiter als bis zu seiner eigenen Nasenspitze, sonst fiele ihm ein, daß es in Deutschland außer ihm noch viele Millionen andere Sparer gibt, denen eine sichere Geldanlage entgeht, wenn der Bund keine Schulden mehr aufnimmt.
Mit den Zinszahlungen finanziert der Bund nämlich Millionen deutsche Kleinsparer, die ihrerseits ihre Zinseinnahmen ausgeben und damit die deutsche Nachfrage und so die gesamte Wirtschaft ankurbeln.
Dieses konstante Konjunkturprogramm legt Schäuble still und freut sich auch noch drüber.

Die Folge ist – wenig überraschend – ein enormer deutscher Handelsbilanzüberschuss. Keine andere Nation auf der Erde macht unter dem Strich so ein gewaltiges Plus.
Dank der Politik des Finanzministers liegt es aber weniger an der Exportstärke – China exportiert deutlich mehr Waren als Deutschland – sondern an der gewaltigen Importschwäche Deutschlands.
Die Deutschen verdienen in ihren Niedriglohnjobs viel zu wenig, sie bekommen keine Zinsen mehr auf ihre Sparbücher. Daher ist die Binnennachfrage so schwach, daß Deutschland kaum noch etwas importiert.

Da Schäuble schon diesen Zusammenhang nicht begreift, ist es wenig überraschend, daß er den nächsten Denkschritt auch nicht tut:
Was bedeutet es eigentlich für die Weltwirtschaft, wenn ein Land nur exportiert und nicht importiert? Wenn es nur Geld in sich hineinzieht, aber keins mehr ausgeben kann?
Schäubles Ideologie funktioniert nur ohne Mathematik – sonst müßte ihm klar werden, daß angesichts des deutschen Handelsüberschusses andere Länder logischerweise Handelsbilanzdefizite aufweisen. Daß denen, vereinfacht gesagt, schlicht das Geld ausgeht.
Sogar Donald Trump versteht, daß ein Land nicht auf Dauer nur einnehmen und ein anderes nur ausgibt.
Trumps Antwort scheint offenbar die Einführung von Schutzzöllen zu sein, um den deutschen Export zu blockieren.
Wenn Merkel und Schäuble nicht so verblendet wären, hätten sie längst umgesteuert und gewaltige Summen in Deutschland investiert.
Nie waren dafür die Zeiten so ideal wie jetzt:

1.   Es gibt einen gewaltigen Investitionsbedarf, weil Deutschland gerade bei der IT-Struktur anderen Ländern mindestens zehn Jahre hinterher hängt.

2.   Die Löhne sind viel zu niedrig, dringend müßten die Unternehmer dafür mehr Geld ausgeben.

3.   Bund und Länder schwimmen im Geld, könnten sich also ein gewaltiges Glasfasernetzprogramm leisten.

4.   Durch Investitionsprogramme würde die Binnennachfrage ordentlich angekurbelt und so die Schieflage des internationalen Handels vermindert.

5.   Solche Konjunkturprogramme wären nicht nur gut für Deutschlands Zukunft und die Portemonnaies der Bürger, sondern würden auch Trump und Co davon abhalten Handelskriege und Strafzölle zu starten.

Aber leider sind Merkel zu schwach und Schäuble zu fanatisch, um diese All-Win-Politik zu betreiben.

[….] Der Internationale Währungsfonds, die OECD, die EU-Kommission und viele namhafte Ökonomen: Alle warnen, dass es gewaltige Risiken für die Weltwirtschaft birgt, wenn wichtige Volkswirtschaften entweder zu viel exportieren - oder zu wenig; und wenn dies einhergeht mit gigantischen, grenzüberschreitenden Geldströmen, mit denen die Nationen sich gegenseitig finanzieren. Eine ökonomische Faustregel besagt, dass ein Exportüberschuss noch gerade tolerabel ist, wenn er sechs Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung nicht übersteigt; der deutsche Überschuss aber beträgt mittlerweile fast neun Prozent.
[….] Dabei böte sich gerade jetzt, angesichts der Überschüsse in Schäubles Etat, eine ideale Gelegenheit: Anstatt weitere Schulden zu tilgen, sollte die Regierung dieses Geld (und noch mehr) für zusätzliche Investitionen hernehmen, es in Schulen und Universitäten stecken, in Verkehrswege und die digitale Infrastruktur. Dies würde die Konjunktur ankurbeln und dazu führen, dass die Deutschen mehr importieren - und zudem dabei helfen, Deutschland im Kampf um die digitale Zukunft zu stärken (übrigens auch im Wettrennen mit dem Silicon Valley).
Vor allem aber: Die Bundesrepublik würde dadurch ihrer wirtschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden, die weit über die Grenzen des Landes hinausreicht. Diese Verantwortung betrifft nicht zuletzt auch Europa, das noch immer unter der Wirtschaftskrise leidet.[….]

Es ist zum Verzweifeln – bei all den unlösbaren internationalen Großkonflikten gäbe es ein Gebiet, auf dem Deutschland wirklich etwas tun könnte, das allen hülfe, aber Angela Kohl sitzt einfach da und verschlimmert täglich die Zukunftsaussichten.
Früher oder später werden die USA und das ausgeschlossene England eingreifen und die deutschen Exporte künstlich senken.
Oder aber der einseitige Geldabfluss gen Deutschland führt dazu, daß die Länder, die deutsche Waren importieren, diese nicht mehr bezahlen können.

[….] Wie geht es dieses Jahr weiter? Viele Prognostiker erwarten ein etwas schwächeres Wachstum, manche eine Halbierung. [….]  Es führt kein Weg an der Einsicht mehr vorbei, dass die Amerikaner wirklich Donald Trump gewählt haben und der in sieben Tagen die größte Wirtschaftsmacht der Erde anführt. Falls er Handelskriege lostritt, wofür die Anzeichen nicht schrumpfen wollen, zwingt er die globale Konjunktur in die Knie. Ebenso bedrohlich wirkt die Aussicht, dass Populisten nach dem Brexit bei den französischen Wahlen siegen, was die Europäische Union sprengen könnte.
Wie kann die Bundesrepublik handeln? Ihren Einfluss ausüben, um Donald Trump Vernunft zu empfehlen. Genauso nötig erscheint es, mehr Ruhe in Europa zu stiften. Eine Investitionsoffensive für den Kontinent, die etwa französischen Wählern eine Perspektive inmitten all der Reformanstrengungen verheißt, wäre ein längst fälliger Kurswechsel. Was nützt den Deutschen die Anbetung der schwarzen Null, wenn eine Präsidentin Marine Le Pen aus der EU austritt? Mehr Investitionen helfen auch, um die deutsche Konjunktur zu stabilisieren. Lohnende Ziele gibt es bei Straßen, Schulen und Netze genug. Und die Firmen geben ebenfalls schon lange zu wenig aus.

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