Freitag, 30. März 2018

Thromboseprophylaxe.

In meinem Greisenalter erledigt sich das Disko-, Drogen- und Rumhurenprogramm eigentlich von allein.
Traditionell lege ich aber zumindest Karfreitag ein kleines Tänzchen hin.
Wat mut, dat mut.
Politisches Statement.
Ich komme mir selbst albern vor das Jahr für Jahr wieder erwähnen zu müssen, aber die deutschen Kirchen haben sämtliche Politiker-Hoden in einem so festen Schraubstock, daß auch völlig ungläubige Typen wie ich heute gesetzlich verboten bekommen zu tanzen und Musik zu hören.

Statt aber endlich mal gegen die gefährlichen Religioten vorzugehen, die immer noch unsanktioniert vom Staat Jugendliche sexuell missbrauchen und anschließend den Täter schützen, fügen sich die deutschen Volksvertreter anachronistischen Absurditäten wie dem österlichen Tanzverbot oder Filmverbot.

Darf am Karfreitag, wenn ChristInnen der Kreuzigung Jesu Christi gedenken, getanzt werden? Nein, sagt das Gesetz in vielen deutschen Bundesländern.


Als Angehöriger der 99%-Mehrheit der Hamburger, die nie zum Gottesdienst gehen, fordere ich ein Bet-Verbot an allen Nicht-Ostertagen.
Die Gebete von messianischen Pröbstinnen stören mein humanistisches Empfinden nämlich genauso sehr, wie es den Glauben der praktizierenden Hamburger Christen stört, wenn ich am Karfreitag ein Tänzchen aufs Parkett lege oder womöglich sogar einen Louis de Funès-Film gucke.

Doch nicht nur Feiern ist verboten - auch bestimmte Filme. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) hat im Januar eine Liste von Kinofilmen herausgegeben, die zwischen 1980 und 2015 keine Freigabe für die stillen Feiertage erhielten. Ein Verbot bestimmter Filme findet sich sogar im ein oder anderen Feiertagsgesetz, in NRW etwa, wo es bis zum Karsamstag um 6 Uhr zumindest offiziell verboten ist, Filme zu zeigen, die nicht vom Kultusministerium anerkannt sind.
[…]  Darauf finden sich auch Kinderfilme wie "Mary Poppins", "Heidi in den Bergen" und "Lotta zieht um". Daneben: Titel wie "Horrorsex im Nachtexpress" (FSK 18), aber auch Klamauk wie "Louis, der Schürzenjäger" (mit Louis de Funès) und "Didi und die Rache der Enterbten" (mit Didi Hallervorden).

Ist natürlich etwas unglücklich dieses Jahr so angeschlagen zu sein.
Auf Krücken gestützt und einem Metallbein gelingt die Tanzerei zur Verhöhung des christlichen Glaubens nicht so recht.
Also mußte ich die Gregor-Samsa-Variante wählen, mich erbärmlich auf dem Rücken liegend damit begnügen Arme und Beine in der Lust zappeln zu lassen – dafür aber zur Musik von Beth Ditto, also einer Lesbe. Ätsch, Jesus.

Falls der Heigei herabfährt, um mich zu rügen, schiebe ich es auf meine Thromboseprophylaxe. Ich werde nämlich die nervigen Mono-Embolex-Spritzen absetzen, die ich mir jeden Abend in den Bauch rammen soll.
Das wird der Heilige Geist ja wohl einsehen, daß ich keine Thrombose haben möchte und daher aus Gründen der Blutzirkulation meine Extremitäten rhythmisch kreisen lassen muß.

Und falls er dann immer noch was zu meckern hat, werde ich zum Gegenangriff übergehen, ihm erklären, daß er hier noch gar nichts zu suchen hat.
Ostern ist kreuzigen, töten, also das Splatterfest der Christen, wenn der liebe Gott seinen eigenen Sohn maximal grausam hinrichtet und sich offenbar daran erfreut ihn sterben zu sehen.

Der Heigei wird erst Pfingsten über die Welt ausgegossen, weil das Diesseits ansonsten gottlos wäre, nachdem Jesus an „Christi Himmelfahrt“ leibhaftig, wie mit so einem Raketenrucksack, den später auch Michael Jackson bei seinen Großkonzerten verwendete, ins Wolkenreich abhob.

Das muss so ähnlich gewesen sein wie bei Mad Mike, der sich letzte Woche zum Beweis für die flache Erde mit einer selbstgebastelten Rakete 600 Meter in die Luft schoss.


Vor 2000 Jahren war die Erde ja auch noch flach wie ein Pfannkuchen und es gab nur Afrika, Europa und Asien.
Daher gibt es auch keine amerikanischen und australischen Tiere auf der Arche; die ganze Bibel ist komplett Känguru-frei. Woher hätte Jesus auch von ihrer Existenz wissen sollen?

Jedenfalls war das schon eine Enttäuschung für Jesu‘ Jünger. Zwar stand er kurz nach dem Tod (Karfreitag) wieder auf (Ostersonntag), aber viel genützt hat es den Christen eben nicht, weil er sich wenige Wochen später endgültig nach oben in die Management-Etage absetzte.

OK, dafür kam einen Monat später der Heilige Geist auf die Erde, der allerdings laut seines eigenen Stellvertreters, nämlich des 1926 Jahre später im bayerischen Marktl am Inn geborenen Joseph Ratzinger, Jesu‘ (= Gott = Heigei) Mutter per Ohrpenetration geschwängert hatte.
Gott hat also etwa 33 Jahre nach seinem Tod seine eigene Mutter geschwängert.

Logik und Christentum sind eben nicht vereinbar.

[…..] Es ist 2018. Frauen sind emanzipiert und mit Männern gleichgestellt. Homosexuelle dürfen hierzulande endlich heiraten. Hautfarbe und Herkunft spielen im Alltag immer weniger eine Rolle. Deutschland ist so liberal wie noch nie. Trotzdem haben wir immer noch ein Tanzverbot, das aus einer Zeit stammt, in der Tanzen als moralisch bedenklich und unangemessen angesehen wurde. Und die einzige Grundlage dafür ist Artikel 140 des Grundgesetzes. Dieser besagt, dass Sonn- und Feiertage gesetzlich geschützt sind. Mehr Details sind in den Feiertagsgesetzen der Bundesländer festgelegt. Und die sind zum Teil absurd. 
Es gibt beispielsweise ein Umzugsverbot. Offiziell ist es nämlich nicht erlaubt, am Karfreitag umzuziehen. Wer sich nicht daran hält, für den kann das richtig teuer werden – bis zu 1000 Euro. Waschanlagen bleiben geschlossen. Öffentliche Sportveranstaltungen sind genauso verboten, wie Sachen auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Das wohl absurdeste Verbot gibt es aber für Filme. Insgesamt sind rund 700 am Karfreitag verboten. Welche Filme davon betroffen sind, entscheidet die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK). Laut der werden die Filme untersagt, die "dem Charakter dieser Feiertage so sehr widersprechen, dass eine Verletzung des religiösen und sittlichen Empfindens zu befürchten ist". Soweit so gut. Nur macht diese Liste überhaupt keinen Sinn. Ein Kinderfilm wie "Heidi in den Bergen" ist zum Beispiel nicht erlaubt, wohingegen "Feuchtgebiete" kein Problem darstellt. [….]

Also lieber noch ein Tänzchen.



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