Samstag, 28. Januar 2017

Trumpologiefolgenabschätzung

Das ist schon außerordentlich irre, was letzte Woche aus Trumps innerem Kreis geleakt wurde.
Der Mann werde zunehmend wahnsinniger und glotze lieber Fernsehen, statt zu arbeiten.

[….] Unter Berufung auf eine anonyme, jedoch dem Präsidenten nahestehende Quelle war bei «Politico» zu lesen, Trumps Mitarbeiter versuchten «seine schlimmsten Impulse» ebenso zu kontrollieren wie Informationen, die den Präsidenten «womöglich in Wut versetzen». Außerdem langweile sich Trump schnell und schaue deshalb zu viel TV. [….]

Der 45. US-Präsident kümmert sich also nicht nur nicht um Fakten, sondern ist auch noch stinkend  faul und ungebildet.
Nur so läßt sich erklären, daß er bei vielen seiner executive orders offenbar nicht weiter als bis zur Nasenspitze gedacht hat.

20% Strafzölle auf mexikanische Importe?
Handelskrieg mit Mexico?

Ja, Mexico exportiert mehr in die USA, als umgekehrt. Diesbezüglich hat die USA tatsächlich ein Handelsbilanzdefizit, aber die US-Exporte zum südlichen Nachbarn sind erheblich.

U.S. goods and services trade with Mexico totaled an estimated $583.6 billion in 2015. Exports were $267.2 billion; imports were $316.4 billion. The U.S. goods and services trade deficit with Mexico was -$49.2 billion in 2015.
Mexico is currently our 3rd largest goods trading partner with $531 billion in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $236 billion; goods imports totaled $295 billion. The U.S. goods trade deficit with Mexico was $58 billion in 2015. [….]

Man braucht wirklich nicht VWL studiert zu haben, um zu erkennen, daß ein 20%-Strafzoll für den US-Konsumenten Produkte im Wert von über 300 Milliarden Dollar drastisch teurer machen würde.
Zudem dürfte Mexico mit ähnlichen Strafzöllen reagieren, so der Export von US-Waren im Wert von mehr als 280 Milliarden Dollar drastisch erschwert würde.
Die US-Handelskammer spricht daher von fünf Millionen US-Arbeitsplätzen, die in Gefahr wären.
Protektionismus und möglicherweise Handelskriege sind keine Frage der ökonomischen Ideologie. Linke und Rechte, Keynsianer und Neoliberale lehnen Strafzölle daher gleichermaßen ab und wollen den internationalen Handel erleichtern.
Die gegenteilige Politik, die Trump anstrebt, speist sich nur aus destruktiv-nationalistischem Abtrieb und purer Dummheit. Trump versteht einfach nichts von Volkswirtschaft.

Der Immobilien-Tycoon Trump macht bei jeder Gelegenheit deutlich, dass er die USA künftig wie ein Unternehmen führen will. Die Handelsbilanz des Staates setzt er mit der Bilanz eines Unternehmens gleich. Ist sie negativ, macht der Staat Miese, ist sie positiv, schreibt er Gewinne. "Wir verlieren eine ungeheuerliche Summe an Geld. Statistiken belegen, es sind 800 Milliarden Dollar in einem Jahr im Handel", sagte er einmal während des Wahlkampfes der "New York Times".
Für Dougas Irwin, Handelsexperte und ehemaliges Mitglied der Reagan-Administration, hinkt Trumps Vergleich jedoch. "Während ein Unternehmen nicht unendlich Geld verlieren kann, kann ein Land unendlich lange ein Handelsdefizit aufweisen, ohne Abstriche an seiner guten Verfassung zu machen", zitiert CNN Money aus einem Beitrag für das Magazin "Foreign Affairs". Als Beispiel führt Irwin Australien an. Der Kontinent hat zwar seit Jahrzehnten ein Handelsdefizit, weist aber seit 25 Jahren keine ökonomische Rezession. Umgekehrt weist Japan häufig einen Handelsbilanzüberschuss auf, aber die Wirtschaft stagniert seit Jahrzehnten. 
[….]  Langfristig würde das Wirtschaftswachstum der USA sinken. Die US-Exporteure werden durch die Handelsbarrieren der USA weniger verdienen, die Investitionen zurückgehen und die Verbraucherpreise steigen, prognostizieren die Experten. Ihren Anteil daran dürften dann auch die höheren Produktionskosten in den USA haben, weil Waren nicht mehr im Niedriglohnland Mexiko hergestellt werden. [….]  

Der nächste Schritt ist ebenfalls vorhersehbar.
China guckt sich derzeit ganz genau an, wie sich der US-Präsident gegenüber Mexico verhält. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf die Volksrepublik noch viel schärfer angegriffen.
Sollte das Weiße Haus ähnliche Schritte gegenüber Peking einleiten, stünden ganz andere Dimensionen zur Disposition.

U.S. goods and services trade with China totaled an estimated $659.4 billion in 2015. Exports were $161.6 billion; imports were $497.8 billion. The U.S. goods and services trade deficit with China was $336.2 billion in 2015.
China is currently our largest goods trading partner with $598 billion in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $116 billion; goods imports totaled $482 billion. The U.S. goods trade deficit with China was $366 billion in 2015.
Trade in services with China (exports and imports) totaled an estimated $61.3 billion in 2015. Services exports were $45.4 billion; services imports were $15.9 billion. The U.S. services trade surplus with China was $29.5 billion in 2015.
According to the Department of Commerce, U.S. exports of goods and services to China supported an estimated 251 thousand jobs in 2014 (latest data available) (678 thousand supported by goods exports and 273 thousand supported by services exports). […..]

Die USA sind natürlich eine ökonomische Supermacht.
Aber die Exporte allein nach China und Mexico machen rund 450 Milliarden US-Dollar aus.
Man muß so irre wie Trump sein, um zu glauben, die USA könnten so einen Handelseinbruch unbeschadet überstehen.
Es geht um gewaltige Warenströme.


Strafzölle kann ein großes Land gegen ein kleines Land durchsetzen, welches keine anderen Alternativen hat.

In China gibt es inzwischen aber eine unfassbare Anzahl von 1,5 Millionen Millionären, die extrem konsumfreudig sind.
Sie kaufen vor allem Flugzeuge, Autos und Maschinen aller Art aus den USA.
Falls es Herr Trump noch nicht weiß, so sollte ihm gesagt werden, daß derlei Produkte auch in Europa hergestellt werden.

Zudem drängt Trump die EU durch seinen TPP-Ausstieg, der ohnehin China ökonomisch stärkt, in den asiatischen Raum.

Trump kann Europas Chance sein
[….]  Beim Handel zeigt Trump protektionistische Züge. So hat er ausländischen Unternehmen wie etwa BMW, die ihre Produkte anderswo herstellen und in den USA verkaufen, mit heftigen Strafzöllen gedroht. Ob er das wahrmacht, ist offen - zumal Europa die Mittel hätte, hart zurückzuschlagen.    Eine Chance für Europa könnte sich aber durch Trumps Isolationismus bieten. Kaum im Amt, hat Trump den Ausstieg der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP beschlossen - obwohl das zur Stärkung Chinas beitragen dürfte. Zudem deutet vieles darauf hin, dass die rasant wachsende Mittelschicht Asiens die Nachfrage nach hochwertigen Produkten steigern wird - und die kann Europa liefern.
Schon vergangenen Freitag, drei Tage vor Trumps Entscheidung gegen TPP, schickte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström eine Einladung an Japans Außenminister Fumio Kishida: Er solle noch vor dem Besuch von Premierminister Shinzo Abe im März nach Brüssel kommen. Sie sei sicher, schrieb Malmström, dass man "eine ehrgeizige Vereinbarung" erreichen könne. Der FDP-Europaabgeordnete Michael Theurer will noch mehr. Wenn die EU ohnehin schon mit Japan, Australien und Neuseeland über bilaterale Handelsverträge rede, könne man auch gleich über "ein Arrangement mit dem gesamten Pazifiknetzwerk" nachdenken, so Theurer. "Die EU sollte unbedingt prüfen, ob sie nicht statt der USA als Partner bei TPP einsteigen kann." [….]  

Ich kann derzeit noch nicht die Wankelmütigkeit des neuen SPD-Kanzlerkandidaten beurteilen.
Aber sollte er etwas weniger hin und her schwanken als Gabriel, könnte sein massives EU-Engagement womöglich dazu führen, daß Europa sich angesichts der Umtriebe in London und Washington sammelt und ein Gegengewicht zu den isolationistischen Angelsachsen bildet.
Dazu müßte er allerdings mindestens Vizekanzler werden. Am besten Kanzler.
Um sich das vorzustellen bedarf es mehr Optimismus, als ich aufbringen kann.

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