Mittwoch, 24. Februar 2016

US-Irrsinn.

Das sogenannte GOP-Establishment war sich sicher, so sicher.
Trump sei zwar ein lustiger Vogel, der dem Vorwahlkampf Farbe und viel Aufmerksamkeit generiere, aber „there is no way, he will get the nominee.“
Ja, am Anfang ist es ja klar, daß die Außenseiter, die nicht zu den üblichen Gesichtern der Partei gehören viel Wirbel veranstalten.
Das ist das Tolle an der US-Demokratie. Da kann jeder mitmachen und diese Grassroots-Bewegungen bekommen alle eine Chance sich der echten amerikanischen Basis bei den Caucuses zu stellen; dort wo man tatsächlich auf Heuballen stehend mit den Nachbarn auf Augenhöhe diskutiert.
So wurden auch der fromme Chirurg Ben Carson und die Computer-Managerin Carly Fiorina weltweit bekannt als Lieblinge der Basis. Beide standen, wie später auch Trump, schon als Umfrage-Führende auf dem prestigeträchtigen Mittelplatz bei den TV-debates.
Sollen die sich ruhig mal austoben und der Welt das bunte Amerika vorführen.
Aber mit der Zeit würde man schon merken, daß diese erst so beliebten Außenseiter natürlich nicht das Rüstzeug für eine echte Chance auf das Weiße Haus haben.
Und so kam es ja auch gestern Nacht bei der vierten Vorwahl der US-Republikaner in Nevada:
Carly Fiorina holte 22 Stimmen (0.03%) und auch Carsons Kurve zeigt steil nach unten: 4.81%, also gerade mal 3.619 Stimmen im gesamten Bundesstaat Nevada mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern.
Nach der üblichen Partei-Regie lichtet sich nun das Feld. Und in der Tat haben Jeb Bush und Chris Christie bereits das Handtuch geworfen.
Nun versammelt sich langsam das Geld bei dem Konsenskandidaten. Und es hagelt „Endorsements“ – keine Stunde vergeht, in der nicht ein verdientes republikanisches Kongressmitglied oder ein GOP-Gouverneur seine öffentliche Unterstützung kundtut.

Nur eins stimmt nicht. Die GOP-Parteiregie ist in einem Punkt nicht mit der Realität kongruent.
Das ist Trump. Der hätte längst als Maulheld entlarvt unter „ferner liefen“ sein politisches Ende einläuten sollen.
Trump ist aber nicht nur immer noch da, sondern er wird sogar stärker; gewann drei von vier Vorwahlen, Nevada sogar mit einem gewaltigen 22-Prozentpunkte-Vorsprung. Ein Durchmarsch.
Es wäre nun allerhöchste Zeit für die GOP-Strategen hinter dem Establishment-Kandidaten zu versammeln, um Trump endlich mit der vereinigten geballten Macht der Partei abzuschießen.
Unglücklicherweise ist gar keiner der üblichen Parteigrößen mehr dabei.
Nach Trump liefern sich Marco Rubio und Ted Cruz, also zwei Latinos einen Kampf um Platz 2. Dabei ist Cruz derartig fanatisch, derartig rechts, derartig extremistisch-religiös, derartig verlogen, daß ihn die Partei sogar noch weniger als US-Präsidenten haben will als Trump.

Bleibt noch Rubio, der tatsächlich derjenige ist, auf den all die Endorsements einprasseln.
Durch das extrem Washington-feindliche Agieren der Republikaner in den letzten sieben Jahren, ihrem grenzenlosen Hass gegen jede Politik und die totale Obstruktion ist zumindest halb Amerika allerdings so „Anti-Alles“, daß diese Wahlempfehlungen eher eine Bürde als eine Hilfe sind.
Teebeutler wählen eher nicht denjenigen, der von erfahrenen US-Senatoren empfohlen wird.

Aber auch Rubio ist kein idealer Kandidat; er lügt viel, ist zu religiös für Gesamt-Amerika, hatte nie ein Regierungsamt inne und wurde trotz seines viel gerühmten Redetalents schon auf offener Bühne wie ein dummer Junge von Chris Christie fertig gemacht.
 Wie soll das erst werden, wenn er in das Visier der Trumpschen Pöbelmaschine gerät? Wie soll er nominiert werden, wenn ihm bisher kein einziger Sieg gelang?
Was soll er nur in den Generaldebatten gegen die erfahrene weltbewanderte Hillary Clinton für ein Bild abgeben?

US-Kommentatoren fangen eine Woche vor dem Super-Tuesday, wenn an einem Tag in Alabama 50 Delegierte, in Alaska 28 Delegierte, in Arkansas 40 Delegierte, in Colorado 37 Delegierte, in Georgia 76 Delegierte, Massachusetts 42 Delegierte, in Minnesota 38 Delegierte, in North Dakota 28 Delegierte, in Oklahoma 43 Delegierte, in Tennessee 58 Delegierte, in Texas 155 Delegierte, in Vermont 16 Delegierte, in Virginia 49 Delegierte und in Wyoming 29 Delegierte vergeben werden, an Donald Trump bereits zum Sieger auszurufen.

[…] It's over; Trump is going to be the Republican nominee
[…] The GOP establishment has been wrong at every turn, and Donald Trump has been right. […]  
The establishment doesn't like him because it can't control him. Yet he's the only conservative candidate who stands a chance against Hillary Clinton. The polls may reflect Marco Rubio doing well as a conservative uniter, but no one will hammer Clinton's biggest weakness better than Trump, and that's Clinton fatigue.
[…] Last summer, I gave you five reasons why so many Americans loved Trump and why he would go the distance. Notice, four of the five points cemented his path to the Republican nomination. At the time, the seasoned political commentators and pundits just rolled their eyes at me. Now they're predicting a win.
1. He's real.
2. He doesn't care what you think.
3. Many Americans hate Washington.
4. It's early (null).
5. You want to see him debate.
[…] Not only has he changed the rules, he has upended the hierarchy. […]
He's been 100% consistent since he jumped into the race last summer. He'll tell us he plans to make America great again. He'll remind us that we've got lousy deals with China and Iran. And he'll go on the attack.
[…] The Republican nominee is Donald Trump.

Davon ausgehend, daß Trump wirklich der offizielle Präsidentschaftskandidat wird, stellt sich die nächste Frage:
Irren wir uns vielleicht genauso mit der Einschätzung Trump könne gegen Clinton nicht bestehen wie mit der Annahme, er würde nie nominiert werden?

Wird der wahnsinnige Lügner in einem knappen Jahr der neue US-Präsident sein?

[…] Die Zeiten, in denen man über Donald Trump noch lachen konnte, sind vorbei.
[…]  Es ist an der Zeit, sich ernsthaft mit dem Gedanken zu befassen, dass Donald Trump der Präsidentschaftskandidat der Republikaner in diesem Jahr sein wird.
Nun könnte man meinen, es sei vor allem das Problem der Republikaner, wenn sie einen Mann zu ihrem Kandidaten machen wollen, der die Manieren und das Weltbild eines Komodowarans hat. Doch das wäre zu kurz gedacht. Denn aus dem ersten Fazit folgt ein zweites - ein schreckliches: Wenn Trump der Kandidat für die Präsidentschaftswahl werden kann, dann kann er auch der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden. […]

Wenn es soweit kommt, dazu auch noch Ministerpräsident Orban, Präsidentin Le Pen und ähnliche Typen die NATO bestimmen, können wir den Planeten gleich zumachen.



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